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et Prutenicis numeris anni restitutionem eruere laborant; frustraque neutericam illam Gregorianam Reformationem inde oppugnant, cum haec longe proprius coelesti normae accedat, neo summa in his praecisio — praesertim incousulto ipso coelo — facile datur, aut etiam admodum necessaria est." Wir sehen also hier Tycho de Brahe auf jenem Standpunkt stehen, den Clavius stets hervorgehoben hatte - es sei kein absolutes Erfordernis der Zeitrechnung, dass sie vollständig mit dem Himmel übereinstimme.

Interessanter und bedeutsamer ist für uns die Ansicht, welche Johannes Kepler über die ganze Frage hatte. Zunächst spricht er sich gegen Maestlin in der Antwort auf dessen Brief vom 9/19 März 1597 aus. [1] Natürlich muss Kepler hier auf seinen verehrten Lehrer, der so stark in der Sache engagiert war, Rücksicht nehmen, aber trotzdem ist auch diese Meinungsäußerung schon klar genug. Er will ja zugeben, dass die protestantischen Theologen Recht hatten, wenn sie untersuchten, ob eine Schlange unter den Blumen verborgen sei, und er will berücksichtigen, dass die politischen Obrigkeiten der Evangelischen fürchten mussten,


  erdichtet hat. Denn gedruckt kann ich sie nicht nachweisen, da Brahe niemals ein Werk; "De restitutione stellarum inerrantium" herausgegeben hat. Wohl aber erschien im Jahre 1602 das von seinen Erben herausgegebene Werk: "Astronomiae instauratae progymnasmata, quorum haec prima pars de restitutione motuum solis et lunae stellarumque inerrantium tractat, et praeterea de admiranda nova stella anno 1572 exorta luculenter agit". In demselben findet sich keine Vorrede Brahes an Rudolf und auch sonst nicht die angeführte Stelle. Brunet gibt einen früheren Druck von 1589 an, hat ihn aber selbst nicht gesehen, und die Bezeichnung "opus posthumum", sowie der Wortlaut der an Kaiser Rudolf gerichteten Widmung von Seite der Erben macht denselben ziemlich unwahrscheinlich. Doch sagen diese auch, Brahe habe eine Vorrede über den Wert der Astronomie und des Werkes schreiben wollen, und hievon auch einige unvollkommene Blätter hinterlassen. Dass Brahe bereits um das Jahr 1580 an dem Werke zu drucken anfing, dass er darunter bereits eine Dedication an Kaiser Rudolf fertig gebracht hatte, dass außerdem ein kaiserliches Privileg vom Jahre 1590 gedruckt worden war, dass endlieh Brahe diese Bogen an Freunde verschickte, meldet Friis: Tyge Brahe. (Kyobenhavn 1871. pag. 304.) Einem solchen Aushängebogen muss also Gassendi die Stelle entnommen haben.
1 vgl. pag. 544. Anmerk. 2. Das uns beschäftigende Bruchstück des Briefes Keplers ist abgedruckt bei Frisch, a. a. 0. IV. 6.