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welche Stellung Brahe gegenüber der ganzen Frage einnahm. Er hat es erkannt, dass es den Protestanten nicht um die Sache, sondern um den Autor des Kalenders zu tun war; sein definitives Urteil über die Reform hält er übrigens hier noch zurück.


Brahe hatte einen Band seiner Briefe 1596 zu Uraniburg herausgegeben, und zwar ist in demselben enthalten seine Korrespondenz mit dem Landgrafen Philipp v. Hessen. Der Codex 1068666 nun ist ohne Zweifel das zum Drucke vorbereitete Manuskript des zweiten Bandes der Sammlung. Ganz entsprechend der von Anfang an ins Auge gefassten Disposition nach Persönlichkeiten ist derselbe geordnet, und zwar enthält er — wie der erste gedruckte Band — ein- und auslaufende Briefe, welche letztere meist mit der Überschrift: "responsio mea ad hanc epistolam" versehen sind. Die Anlage ist derart, dass Brahe von verschiedenen Schreibern die einzelnen Korrespondenzgruppen kopieren ließ — er selbst hatte vorher schon eine Vorrede verfasst, welche den Plan des Ganzen auseinandersetzt und bereits den Abschriften vorangestellt ist. Keiner der hier enthaltenen Briefe geht über das Jahr 1590 hinaus — um diese Zeit muss also das Unternehmen ins Stocken geraten sein, denn namentlich die Korrespondenz mit Thaddaeus Hagecius, die auch im Codex schon den größten Platz einnimmt, geht bis kurz an den Tod Brahes heran, und alle diese Briefe finden sich nun im Gesamtkodex zerstreut im Originale vor, während die bereits abgeschriebenen nicht mehr im Originale vorhanden sind. Ganz das gleiche Verhältnis ergibt sich bei dem Codex 106867. Nach dem Tode Brahes im Jahre 1601 gelangte dieser literarische Nachlass an die Erben, und nun wurde der Plan des Verstorbenen, die Briefe herauszugeben, wieder aufgenommen. Es wurde nun das im Codex 1068666 stehende Repertorium der Briefe zusammengestellt. So weit die Abschriften reichen, schließt sich dasselbe enge an die Codd. 1068666 und 106867 an, nur reiht es einige ausgelassene — nun im Originale befindliche — Briefe ein, und verzeichnet auch die Briefe von 1590 an bis an den Tod Brahes hinan. Das Repertorium ist in einem Zuge angelegt und es kann an keine nachträglichen Eintragungen gedacht werden. Dieselbe Hand arbeitete nun auch am Codex 1068666, indem sie einerseits Randglossen zur Übersicht bei längeren Briefen anlegte, andererseits Notizen für den Drucker anbrachte (z. B. steht fol. 43a: " dies soll in klein kursiv gesetzt werden"). Der Codex 106867 dagegen ist auf diese Weise nicht revidiert worden. Es fragt sich nun, wer dieser Ordner des Nachlasses war? Hiebei fallt sogleich auf, dass uns in den Papieren so häufig der Name Keplers begegnet. Doch wäre dies an sich noch nichts bedeutend, denn einerseits konnte ja Brahe Arbeiten Keplers leicht in seinem Besitze haben, da derselbe im Jahre 1600 vier Monate auf der Sternwarte des ersteren gearbeitet hatte — daher konnte z. B. das Autograph Keplers im Codex 1068632-34 auf diese Weise in die Sammlung gekommen sein —, andererseits brauchte der Umstand, dass Konzepte und Abschriften von Verträgen zwischen den