Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.167

ersten Monatstagen durch die 19 Jahre hindurch. Sie können entweder durch einfache Zählung von der jedes Mal vorausgegangenen Luma prima, welche hier durch die Novilunarbuchstaben bezeichnet wird, abgeleitet oder durch Addition der Jahresepakte und der Regulares binares 1) gebildet werden. Das letztere tut Beda 2), indem er die im ersten Jahre des Zyklus den einzelnen Kalenden zukommenden Epakten als Regulares lunares für alle folgenden Jahre hinstellt. Er fügt hinzu dass er selbst danach ein Schema entworfen, anderen zum Abschreiben mitgeteilt, auch seiner Abhandlung beigefügt habe, dass dasselbe jedoch für drei Jahre (VIII, XI, XIX) nicht recht anwendbar sei.

In unserer Tafel aber weichen die Zahlen schon im 1. Jahre etwas von denen Beda's ab, und im weiteren Verlaufe stellen sich eine Menge Differenzen heraus. Der Schreiber dieser Tabelle und des ganzen Kalenders mit Zubehör ist nämlich über alle Massen nachlässig. Wenn ich dennoch bei dem Abdruck nur die gröbsten unten vermerkten Schreibefehler, wie 10 für 5 u. dgl., korrigiert habe, so geschah es um solche Tafel, nach der vielleicht Jahrhunderte lang datiert, die vielleicht wieder vielfach abgeschrieben ist, in ihrer ursprünglichen inkorrekten Gestalt vorzulegen. Die unrichtigen Setzungen beschränken sich auch nicht auf jene Fälle, von denen Beda sagt, dass auf sie die Regel allerdings nicht passe und dass wer die Regel auch für sie finden könne, es ihm lehren möge; sie gehen auch nicht immer aus der unvollkommenen Angabe der links stehenden Novilunarbuchstaben hervor, sondern sind zum Teil einfache Schreib- oder Rechenfehler, letzteres z. B. indem für die Aprilkalenden des Num.aur. XIII zu denen des Vorjahres nicht 11, sondern nur 10 hinzugefügt wird, die weitere Reihe dann aber regelmäßig durch Addition von 11 gebildet, also durchgängig um eine Einheit zu klein angesetzt wird.

Einer Berichtigung dieser Tafel nun muss ich erst einige Erörterungen über einzelne Punkte des im Mittelalter geltenden Mondzyklus vorausschicken. In den Hauptzügen ist seine Konstruktion


1) Durandi ration. 1. 8, cap. 8: "regularis lunaris est numerus invariabilis datus mensi ad invenieindam lunam in kalendis mensium singulorum" und "est autem epacta numerus variabilis datus anno ad inveniendaim lunam in kalendis eujuslibet mensis"
2) De temp. rat. cap. 20.