[563]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.81

d. h. die hier von Vieta hervorgehobenen "Unregelmäßigkeiten" des Zyklus finden darin ihren Erklärungsgrund.

Die Veränderungen, die Vieta am Kalender vornimmt, gehen daher nach diesen beiden Seiten hin; einmal will er vermeiden, dass durch die bissexti auch die Neumonde vom l. Jänner bis 24. Februar irritiert werden, und dann sucht er die Unregelmäßigkeiten, die sich durch das Kulminieren der beiden Epakten ergeben, zu vermeiden. Daher beginnt Vieta sein Jahr am 8. März [1] mit einem vollen Mondmonat und zählt hierauf hohle und volle Monate weiter, indem er abwechselnd die Zahlenreihen von XXIX bis 0 und XXIX bis I den Monatstagen zuschreibt. Also das Kulminieren der Epakten lässt er ganz fallen, dafür ergibt sich in seinem Kalender ein gewaltiger Übelstand. Entweder behält Vieta in der Äquationstafel die Epakte 0 bei, dann erhält er aber für den Fall, dass ein Numerus aureus mit Epakte 0 zusammenfallt, aus dem Kalender nur 6: Neumonde des Jahres, oder er nimmt diese nicht in die Tafel auf, dann kann auf die 6 Tage, zu welchen Epakte 0 steht, niemals ein Neumond fallen. Vieta entschied sich für das letztere und stellt daher die Regel auf: "der dreißigste Tag jedes vollen Monats sei kein Neumond, und erhalte den Charakter 0".

Ich komme nun zu Sethus Galvisius, [2] der den Reigen der Bekämpfer des Gregorianischen Kalenders in dieser Periode abschließt. Calvisius, der seine Schrift gleich Germanus dem David Origanus widmet, gebt von einem etwas anderen Standpunkte aus, als seine Vorgänger. Er meint, dass die vielen Verwirrungen, welche bisher die doppelte Kalenderwirtschaft angerichtet hatte, endlich die Evangelischen bewegen werden, eine Verständigung mit den Katholischen herbeizuführen; andererseits dürften auch einmal die Katholiken einsehen, wie sehr sie mit dem Gregorianischen Kalender hinters Licht geführt wurden.


1 Die Wahl gerade dieses Tages für die Jahresepoche, über die Vieta keine.Rechenschaft gibt, hängt offenbar damit zusammen, dass auf den 8. März der früheste Frühlings-Neumond fällt.
2 Elenchus Calendarii Gregoriani, in quo errores, qui passim in anni quantitate et Epactis commituntur, manifeste demonstrantur et dupplex Kalendarii melioris et expeditioris formula proponitur. Frankfurt 1612.