[549]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.67

und da frägt Clavius, ob irgend eine andere aufgestellt werden könne, die mit dem jetzigen mittleren Ansatze des tropischen Jahres genauer übereinstimmt, dabei aber auch die nötige Bequemlichkeit und Fasslichkeit besitzt? Nur so war der Satz gemeint, nicht wie Maestlin behauptet, dass man in Rom meinte, das Äquinoktium werde niemals an einem anderen Tage als den 21. März eintreten. Denn das könne man doch ihm und seinen Kollegen zumuten, dass sie recht gut von den durch die Anomalie der Jahrpunkte bedingten Schwankungen des tropischen Jahres unterrichtet waren. Den Ausdruck "Kalendarium perpetuum" und "perpetuitas Kalendarii" deutet Clavius nur in Bezug auf die Einschreibung der Epakten zu den Monatstagen und mit einigen Beschränkungen auf die Äquationstafel. Hinsichtlich ersterer hatte man ja auch schon vom Julianischen Kalender als von einem "immerwährenden" gesprochen, nur dass dort Numeri aurei, hier Epakten ein für allemal den Tagen zugewiesen sind. Bezüglich der Äquationstafeln ist Clavius äußerst vorsichtig, und man muss gestehen, dass die Kalenderreformatoren in dieser Hinsicht sehr einsichtsvoll und selbstlos vorgegangen sind. Die Äquationstafel des Gregorianischen Kalenders besteht aus zwei Teilen, aus der tabula Epactarum, d. i. einer Kombination der 30 Epakten mit den 19 Jahren des Mondzyklus (denn im Laufe der Zeiten konnte jede Epakte jedem Jahre desselben zufallen), und aus der tabula expansa, dem Regulator der ersteren. In derselben sind eben die einzelnen Perioden von Jahren gegeben, für welche die verschiedenen Kombinationen zwischen Epakten und Numerus aureus gelten. Nun ist die tabula Epactarum ihrer Natur nach ebenso perpetuell, wie der immerwährende Kalender, denn in ihr sind nur die Kombinationen zwischen den beiden Faktoren der Mondrechnung gegeben. Nun hätte man auch die ganze Äquationstafel perpetuell machen können, sobald man einfach die einzelnen Perioden für die Äquationen als absolut richtig hinstellte; dann hätte es auch gar nicht der tabula expansa bedurft, sondern man hätte neben der tabula Epactarum in eine Rubrik etwa mit der Überschrift "anni expansi" die einzelnen Perioden setzen können. Aber weil man nicht so bestimmt vorgehen wollte, indem man sich bewusst war, dass eventuell die Nachwelt Verbesserungen der Äquationsperioden etwa durch Abänderung der Schaltregel