14Kaltenbrunner.[496]

Hatte Lilio den Alphonsinischen Tafeln den Vorzug gegeben, so legte man jetzt die Prutenischen zugrunde, trotzdem der Hauptarbeiter der Kommission, Clavius, mit dem Systeme ihres Urhebers Kopernikus durchaus nicht einverstanden war. [1] Die Ausscheidung von 10 Tagen wurde bekanntlich auf den Oktober 1582 festgesetzt. Mehrfachen Veränderungen wurde sodann der Epaktenzyklus unterworfen, sowohl in seiner Einschreibung im immerwährenden Kalender, als auch in den Tabellen, welche für die einzelnen Äquationsperioden die den numeris aureis entsprechenden Epakten enthalten. Lilio hat bekanntlich die dem Julianischen Kalender eingeschriebenen Numeri aurei fallen lassen, weil sie in ihrer Art starr waren; denn — sollten sie wirklich ein Bestandteil des Calendarium perpetuum sein, so konnte die allmählich in 310 Jahren zu 1 Tag anwachsende Differenz zwischen solaren und lunaren Erscheinungen nicht berücksichtigt werden. An ihre Stelle setzte nun Lilio die Epakten, indem er vom 1. Jänner mit 0 beginnend, abwechselnd 30 und 29 Tage weiterzählt und an den betroffenen Tagen abermals Epakte 0 verzeichnet. Im Dezember angelangt, geht er wieder zurück auf den Jänner und verzeichnet nun zu dem Tage, auf den er durch Weiterzählung um 30 gelangt, Epakte XI (0 + 11), beim nächsten Übergang Epakte XXII (11 + 11), dann Epakte III (22 − 19), alles dies entsprechend dem Vorschreiten oder Zurückbleiben der lunaren Erscheinungen über die solaren in den einzelnen Jahren des neunzehnjährigen Zyklus. Durch diese Manipulation erhält Lilio schließlich zu allen Kalendertagen Zahlen, die sich also von 0 (in diesem Falle = 30) bis 1 inklusive absteigende Reihen dem Auge darstellen. Diese Epakten haben jetzt eine ganz andere Bedeutung als früher im Julianischen Kalender; dort bezeichnen sie das Mondalter des 22. März, hier sind sie Bezeichnungswerte für die Neumonde. Ihr arithmetisches Verhältnis aber ist dasselbe, denn hier wie dort steigen sie von einem Jahr zum nächsten um 11 auf,


1 Clavius urteilt über das Kopernikanische Sonnensystem bei Besprechung der Prutenischen Tafeln, denen nicht vollkommene Richtigkeit beizumessen sei, "praesertim cum incertis hypothesibus nedum absurdis et a communi hominum opinione abhorrentibus,ac quibus omnes Philosophi naturales repugnant, fundatae sint".