- 47 -

Weil ferner der goldenen Zahl 1 als Ostergrenze der 5. April (= 36. März = 95. Tag des Jahres) entspricht, so gehört zu ihr als Clavis die Zahl 36 - 10 oder 95 - 69 = 26. Jede folgende Clavis wird gefunden, indem man aus dem früher erörterten Grunde zu 26 die Zahl 19 addiert und, so oft man über 40 hinauskommt, 30 subtrahiert, oder indem man von 26 die Zahl 11 subtrahiert und, so oft man unter 11 gelangt, 30 addiert. Da diese Clavis terminorum - wir bezeichnen sie mit T - den Abstand der Ostergrenze vom 10. März, die Zahl d (ebenfalls ein Clavis für den 21. März) ihren Abstand vom 21. März anzeigt, so ist sie stets um 11 grösser als d; daher

T = [(19 a + 26) ÷ 30]r oder = 26 − (11 a ÷ 30)]r

G. Z. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Cl. t. 26 15 34 23 12 31 20 39 28 17 36 25 14 33 22 11 30 19 38

Ist aber der Rest kleiner als 11, so muss stets 30 zugezählt werden. Es entsteht somit diese Reihenfolge der Claves:

2. Concurrentes. Es ist nun zur Fixierung des Ostertermins noch der Wochentag der Ostergrenze zu bestimmen. Ohne Benutzung der Sonntagsbuchstaben sucht man den Wochentag des Ausgangspunktes, nämlich des 6. und 27. Januar 10. März (69. Jahrestages), 14. und 28. April. Da alle diese Daten denselben Wochentag, wie der 24. März haben, so sagte man auch, es werde der Wochentag dieses Datums fixiert. Für die Wahl gerade dieses Tages mag auch der Umstand günstig gewesen sein, dass auch der 1. September, der Anfang des Jahres bei einigen orientalischen Völkern, auf denselben Wochentag wie die genannten Daten fällt. Offenbar ist dieser Ausgangspunkt sehr alt, da für diesen Zweck schon die Alexandriner den Wochentag des 30. Mechir (= 24. [25.] Febr.), der ebenfalls dem des 24. März identisch ist, suchten. Auch Dionysius Exiguus bedient sich dieses Mittels, während er den Sonntagsbuchstaben nicht verwertet. In herkömmlicher Weise bezeichnet man mit 1 den Sonntag, mit 2 den Montag, ... mit 7 oder 0 den Samstag. Diese Zahlen heissen Concurrentes (auch Epactae solis, Sonnenepakten). Wir setzen dafür kurz das Zeichen C.

Der 24. März hat den Tagesbuchstaben F; ist nun der Sonntagsbuchstabe F, so ist der 24. März ein Sonntag, die Konkurrente also 1; ist der Sonntagsbuchstabe A, so fallen alle mit F bezeichneten Tage auf den Freitag, die Konkurrente ist also 6. Zwischen Sonntagsbuchstaben und Konkurrenten [1] besteht somit eine in ihrem Wesen liegende enge Beziehung und zwar die, dass entspricht

dem Sonntagsbuchstaben F E D C B A G
die Konkurrente 1 2 3 4 5 6 0(od. 7)
Wochentag des 24. (10.) März So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa.

Somit liefert unsere Tabelle II auch die Konkurrenten, wenn man daselbst statt der Buchstaben die entsprechenden Zahlen einsetzt. Falls man ein solche Tabelle nicht hatte - aus dem Mittelalter ist mir keine derartige oder ähnliche bekannt -, so musste man mit Hilfe des 28jährigen Sonnencyklus,


1 Bei Rühl, Chronologie S. 182 sind die Konkurrenten falsch angegeben.