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Das Vorkommen zweier aufeinanderfolgenden Daten ist aber in demselben Mondcyklus überhaupt nur möglich, wenn die dem niedern Datum zugehörige goldene Zahl um 11 abnimmt, da erst 11 Mond- und Sonnenjahre einen Unterschied von 11 * 11 = 121 Tagen oder nach Ausscheiden von 4 Schaltmonaten zu je 30 Tagen von nur 1 Tag ergeben, wie die Tabelle S. 33 erweist. Somit treten der 18. und 19. April in derselben Reihe nur dann auf, wenn die dem 18. April entsprechende goldene Zahl der Verminderung um 11 fähig, d. h. wenn sie grösser als 11 (somit die Zahl a > 10) ist. Also nur in diesem Falle ist die zweite Änderung der Ostergrenze zulässig. Es kommt dies vor z. B. in der Zeit von 1900 - 2199, von 3100 bis 3399. In der Tabelle S. 33 und anderswo sind diese Ausnahmen durch die Zahlen *19, *18 kenntlich gemacht.

Einen Einfluss auf das Datum des Osterfestes hat die Änderung der Ostgrenze nur dann, wenn der 19. bzw. 18. April ein Sonntag, die durch Änderung entstandene Ostergrenze also ein Samstag ist. Man kann daher ohne Nachteil den 19. bzw. 18. April als Ostergrenze überall beibehalten; nur wenn der 26. bzw. 25. April als Ostersonntag herauskommt, muss der 19. bzw. 18. April als Osterdatum genommen werden. Ersteres ist der Fall z. B. in den Jahren 1609, 1981, 2076, 2133, 2201, 2296, 2448, 2668, 2725, 2820; das zweite tritt ein z. B. in den Jahren 1954, 2049, 2106, 3165, 3260, 3317, 3852, 3909, 4004. - In den zwei anderen möglichen Fällen, die den 25. April als Osterdatum ergeben, ist dieses unverändert festzuhalten, z. B. im Jahre 1886 (Ostergrenze der 18. April, aber goldene Zahl 5), im Jahre 1943 (Ostergrenze der 19. April, ein Montag).

2. Mit Hilfe der goldenen Zahl und der alexandrinisch-lilianischen Epakte.

Die im Vorstehenden besprochene Methode der Ostergrenzbestimmung genügt vollständig, da sie sicher zum Ziele führt. Aber schon im Mittelalter wurden noch andere Bestimmungsarten erfunden, sei es, dass man auf die damalige eigenartige Einrichtung des Kalenders Rücksicht nahm, sei es, dass man eine bequemere und raschere Erreichung des Zieles erwartete.

Zu diesen Mitteln gehört als wichtigstes und bei Historikern am meisten bekanntes die sogenannte Epakte. Über diese ist vielfach die Ansicht verbreitet, dass sie für die Berechnung des Vollmondes im gregorianischen Zeitstil eigens ersonnen und hier unentbehrlich sei, während sie für den julianischen Kalender sich nicht eigne oder vor der gregorianischen Kalenderreform sogar unbekannt gewesen sei.[1] Beide Meinungen sind verkehrt. Im gregorianischen Stil gelangt man, wie unsere Darlegung zeigt, durch einfaches Vorwärts- und Rückwärtszählen um 19 bzw. 11 mit der goldenen Zahl allein leicht und bequem zum Ziel.


1 So z. B. sagt Attensperger, Der gregorianische Kalender (Würzburg 1869) S. 111: "Der julianische Kalender hat die Epakten noch nicht gekannt." S. 160: "Die Epakten sind mit dem neuen Kalender eingeführt worden." Irreführend ist auch die Bemerkung von Goldscheider a. a. O. I. S. 12: "Lilius (Mitglied der gregorianischen Kommission) erfand etwas Neues, den Epaktencyklus."