[567]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.85

so nennt Scaliger die Kulminierung von Epakte XXV, XXIV lächerlich und vergisst dabei ganz, dass er ja die gleiche Maßregel bei Epakte* XXIX anwendet. In gleicher Weise ist auch Clavius seinem Gegner in der Frage nach der Dauer der lunaren Äquationsperiode überlegen, dagegen müssen wir dem Scaliger bezüglich seiner Ansicht über den Ostervollmond die Superiorität einräumen; Scaliger war da recht auf seinem Gebiete, hatte massenhaftes Material zur Verfügung und konnte seinen bekannten Scharfsinn erproben; hier reicht Clavius nicht hinan, und er führt in der Tat kein anderes stichhältiges Argument dagegen an, als dass man sich in Rom möglichst an die Regeln der mittelalterlichen Computisten halten wollte. Zum Schlüsse spricht Clavius, nachdem er seinen Gegner freundschaftlichst ermahnt hat, von seiner unnützen Opposition abzustehen, zum ersten und letzten Male über die Motive der Angriffe gegen den Kalender, und sieht da aber von Scaliger, den er nicht mitzurechnen scheint, ab. Nach seiner Meinung steht es fest, dass die Sachsen — womit er wohl die deutschen Protestanten meint — die Engländer und Dänen nicht deshalb den Kalender zurückgewiesen haben, weil er fehlerhaft sei, sondern nur, weil er vom Papste kam. Der Kalender gefalle, der Autor werde gehasst.

Zum zweiten Male schreibt Clavius gegen Scaliger in der Explicatio. [1] Da zwischen der eben besprochenen Schrift und ihrem Erscheinen keine Antwort des Scaliger erfolgt war, so ist das lediglich eine Wiederholung, respektive eine Zusammenfassung der ersten Entgegnung; in der Form dagegen variieren beide Redaktionen wesentlich, indem in der zweiten der Text Scaligers weggelassen ist und die Glossen zu einem einheitlichen Ganzen verarbeitet sind.

Jener dritte Angriff Scaligers in der Ausgabe des Chronicon Eusebii veranlasste Clavius nochmals gegen ihn zu schreiben. [2] Wir haben gesehen, dass Scaliger inzwischen die schönen Worte in der Vorrede zu seinem Elenchus vergessen hatte und seiner leidigen Gewohnheit gemäß hochfahrend und gehässig geworden war.


1 Cap. XXIV. Confutantur alii, qui Gregorianum Kalendarium oppugnarunt.
2 Responsio ad convicia et calumnias J. Scaligeri in Kalendarium Gregorianum. Mainz 1609.