[535]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.53

Auch an Flugschriften ließ man es katholischerseits nicht fehlen, so dass wir jene drei Specimina des Angriffs durch drei gleichartige Verteidigungsmethoden vertreten finden. Jene zwei meissnerischen Bauern hatten erwähnt, dass die Störche nach dem alten nicht nach dem neuen Kalender wegfliegen und wohl jedermann wird ihnen dies geglaubt haben. Katholischerseits stellte man größere Ansprüche auf Vertrauensseligkeit, denn nach einer 1584 zu Mainz gedruckten "Zeitung" [1] richteten sich die Naturerscheinungen nach dem neuen Kalender d. h. sie berücksichtigten die Auslassung von 10 Tagen. Dies wird bewiesen durch den Brief eines Reisenden an den Pfarrherrn von Nicolsburg folgenden Inhalts. Als der Schreiber nach Graz zum Erzherzog Karl kam, erzählte ihm dieser, dass in dem Dorfe Campo Longo bei Görz ein Nussbaum stehe, der jedes Mal am Johannestage zu grünen und Früchte zu tragen anfange. Als nun 1583 die 10 Tage ausgelassen wurden, habe der Baum ebenfalls am Johannistage, also 10 Tage früher als in den Vorjahren gegrünt und damit wohl deutlich bewiesen, dass er sich nach dem neuen Kalender richte. Der Schreiber selbst ist dann in Görz gewesen und hat das Wunder vom Richter und Pfarrherrn bestätigen hören und auch vernommen, dass zahlreiche Leute namentlich aus Italien dahin pilgern, um den Wunderbaum zu sehen. Wie aus der weiteren Erzählung hervorgeht, wurde daraus Kapital geschlagen, denn Erzherzog Karl soll das Wunder durch den Nuntius nach Rom berichtet haben, und der Schreiber selbst sagt, er habe Zweige des Baumes an den Bischof von Olmütz und an den Grafen von Dietrichstein geschickt mit der Bitte, die Sache dem Kaiser zu erzählen.


1 Dieselbe findet sich als Anhang in einem 1584 zu Mainz gedruckten Buche mit dem Titel: C. F. D. Warer Bericht, warumb das alt römisch Calender dieser Zeit notwendig ersehen und gebessert worden, wie im Nicenischen Concil vor 1255 Jahren auff begeren des grosszmächtigen Römischen Keysers Constantin Magni auch beschehen. Die Darlegung der Gregorianischen Reform, die als nützlich und notwendig erklärt wird, ist völlig bedeutungslos, zumal da sich der Pseudonymus aller Polemik enthält.