[513]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.31

Zudem liefen von einzelnen Reichsständen Antworten auf das Rundschreiben ein, die wenig Tröstliches meldeten. Wohl zeigten Mainz und Trier an, dass sie den Kalender publiziert hätten, aber der Bischof von Speier zum Beispiele erklärt, zu seinem größten Bedauern verhindert zu sein, dem Befehle des Kaisers nachzukommen, denn er sei des Friedens willen gezwungen, auf seine Nachbarn Rücksicht zu nehmen, und in ganz gleichem Sinne antworteten die Städte Regensburg, Nürnberg und Straßburg. Von den protestantischen Fürsten aber gelangte gar keine Antwort mehr an den Kaiser — auch nicht von Brandenburg —; die Verhetzung der Theologen trug bereits ihre Früchte.

Alle diese Dinge machten dem Kaiser schwere Sorgen, und er wandte sich daher an die Erzherzoge Ferdinand und Ernst um Rat. Während der erstere keinen zu geben weiß, führt Ernst in einem weitläufigen und sehr merkwürdigen Schreiben aus, dass es seiner Ansicht nach das beste wäre, wenn der Kaiser die Publikation des Kalenders wieder rückgängig machte. Man hätte zwischen zwei Übeln zu wählen; die Protestanten haben sich einmal verbunden, den neuen Kalender nicht anzunehmen und sie werden, einmal im gemeinsamen Handeln begriffen, noch andere Schritte unternehmen, die für den ohnehin so hart bedrängten Katholizismus höchst gefährlich werden können. Ernst spricht geradezu die Befürchtung aus, dass es den Protestanten beim Kalenderhandel nur um einen Anfang zu tun sei und dass sie weitere gefährlichere Angriffe gegen die Katholischen im Schilde führen. Auf der anderen Seite kann man sich nicht verhehlen, dass — sollte der Kaiser die Publikation zurücknehmen — den Protestanten dies als großer Sieg erscheinen müsste, der sie — die ohnehin schon die Stärkeren sind — leicht verleiten könnte, nun mit größerer Hartnäckigkeit ihre Ziele zu verfolgen. In Hinblick auf die Türkennot rät aber Ernst, doch nachzugeben, da ohne Reichshilfe gegen den Erbfeind nichts auszurichten wäre, geschweige denn, dass man innere Streitigkeiten im Rücken habend, die Reichsgrenzen verteidigen könnte.