Die Grundlagen des julianischen und gregorianischen Kalenders

Das "Jahrhundertproblem"

Zu den Jahrhundertwenden, wie auch kürzlich zur Jahrtausendwende, taucht immer wieder die Frage auf wann denn das neue Jahrhundert bzw. Jahrtausend beginnt? Aufgekommen ist der Streit zum erstem Mal zur Jahreswende 1700 als sich mit der Ausbreitung der gregorianische Reform und des 1. Januars als Jahreswechsel, der Termin des Neujahrstages vereinheitlichte. Verantwortlich dafür ist die Zählweise der Kalenderjahre. Die Astronomen haben sich dabei auf Kardinalzahlen, die Chronologen auf Ordinalzahlen geeinigt. Leider verschiebt sich damit auch der Anfangspunkt, die Epoche des Kalenders, um ein Jahr und mithin natürlich das Ende des Jahrtausends. Als Beispiel die Tabelle für das erste Jahrzehnt:

Zählsysteme

Ordinalzahl -9. -8. -7. -6. -5. -4. -3. -2. -1. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Kardinalzahl -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Ebenso wie man im Kalender die Tage und Monate mit Ordinalzahlen zählt, gilt das für die Chronologie auch für das Jahr. Hintergrund ist die in der Geschichte allgemein übliche Zählweise der Jahre als Herrscherjahre (im X. Jahre des Königs Y...). Diese Zählweise, von den Chronologen weitergeführt, ist bis heute allgemein üblich. Selbst der Kalender der Französischen Revolution begann, obwohl er bewusst mit aller Tradition brach, mit dem Jahre 1. Trotzdem wurden die Jahrhundertwenden immer zur vollen Dezimalzahl gefeiert. Im Jahre 1800 wurde der Jahrhundertwechsel in Preußen durch ein königliches Edikt festgelegt. Kotzebue persiflierte im selben Jahr diesen Streit mit seinem Theaterstück "Das neue Jahrhundert". Für 1900 beschlossen Kaiser und Bundesrat den Jahrhundertwechsel, worauf die Zeitschrift "Kladderadatsch" bemerkte: "Der Bundesrat sei, wie auch in anderen Sachen, im Rechnen leider etwas schwach". Auch das Jahr 2000 stand als Jahrtausendwende offiziell außer Frage, vom Heiligen Jahr über die Weltausstellung bis hin zum Millennium Dome war alles darauf hin abgestellt. Keine derartigen Probleme hätten die Mayas der klassischen Periode gehabt, sie begannen ihre durchgehende Tageszählung, wie auch die Monatsanfänge, mit der Zahl Null. Später, in der sogenannten postklassischen Periode, rückten sie von dieser Zählweise aber wieder ab.