Jahrhunderte hindurch war der Ruf nach Verbesserung des Julianischen Kalenders von Mathematikern und Theologen erhoben worden. Einige Male schien es, als ob die Reform verwirklicht werden sollte; doch stets scheiterte sie entweder an den äußeren Verhältnissen oder an den ihr anhaftenden inneren Schwierigkeiten. Endlich unter Gregor XIII. glaubte man die letzteren überwinden zu können, und mit großer Energie wurde nun die Reform von diesem Papste durchgeführt. Aber damals lagen die äußeren Verhältnisse für ein solches Werk möglichst ungünstig. Die Kirchenspaltung war unheilbar geworden, Katholiken und Anhänger der neuen Lehre standen sich nach sechzigjährigem Kampfe noch unermattet gegenüber, stets bereit zur Abwehr gegen jeden Gedanken, der aus dem feindlichen Lager kam. In solchen unruhigen Zeiten, in denen die Gemüter aufs höchste erregt und erregbar sind, ist kein Platz für eine gemeinnützige Tat: denn einerseits drückt der Urheber unwillkürlich derselben den Stempel seiner Geistesrichtung auf, und andererseits übersieht der Gegner nur allzuleicht ihren wahren Charakter und Wert und stößt sich entweder an den sie begleitenden Nebenumständen, oder was noch schlimmer ist, er sieht von der Sache ab und bekämpft nur ihren Urheber. Dieses Schicksal nun hatte die Kalenderreform Gregor XIII. Es wird heute niemandem beifallen, aus dem Kalender eine Glaubenssache zu machen und die Zeitrechnung in irgendeinen Zusammenhang mit konfessionellen oder religiösen Dingen zu bringen. Von unserem Standpunkte aus müssen wir daher die Durchführung der höchst nötigen und längst gewünschten Reform als gemeinnützige Tat ansehen, deren Vorteile wir noch heute genießen.