Die Grundlagen des julianischen und gregorianischen Kalenders |
Über vorgeschichtliche Kalender ist so gut wie nichts mehr bekannt, selbst die alten Kalender der Schriftkulturen lassen sich oft nur unvollständig rekonstruieren. Jedoch kann ein Vergleich mit verschiedenen bekannten Kalendertypen, eingeschlossen die der zeitgenössischen schriftlosen Kulturen, dazu dienen unseren Kalender historisch einzuordnen.
Die einfachsten Kalender sind die Natur- und Wetterkalender. Bei ihnen verzichtet man völlig auf eine Zählung und teilt das Jahr in Phänomene ein. Bei den Andamanesen auf der gleichnamigen Inselgruppe im Golf von Bengalen ist das Jahr z.B. aufgeteilt in: Trockenheit - Südwestmonsun - Südostmonsun - Nordostwind [1].
Etwas anspruchsvoller sind die direkten Beobachtungskalender. Bei ihnen werden die Monate bzw. das Jahr durch direkte Mond- und Sonnenbeobachtung festgelegt. Die Arambos aus dem Kongo rechnen zwar ebenfalls in Regenzeiten, beobachten aber zusätzlich den Mond. Sie können jederzeit angeben wie viele Tage seit dem letzten Erscheinen des Mondes verflossen sind und wann der nächste erscheint [2]. Bei der Sonne dienen Landmarkierungen, spezielle Bauwerke und vor allem der Schattenstab, Gnomon genannt, zum Feststellen der Jahreszeiten und insbesondere der Sonnenwenden. Ist ein markanter Punkt erreicht, beim Mond meistens das erste Licht der Mondsichel, bei der Sonne z.B. die kürzeste Schattenlänge des Gnomon, wird der neue Monat bzw. das neue Jahr ausgerufen. Im Wort Kalender, das vom lateinischen calendae (Ausrufetag) mit der Wortwurzel calare (rufen) stammt, ist diese Art der Kalenderbestimmung noch zu erkennen. Zum Unterteilen des Jahres braucht es aber nicht unbedingt den Mond. Im Pamir haben sich z.B. Körperteilkalender entwickelt, die die Schattenlänge des Gnomons in Körperstellen angeben: Nägel - Hacken - Oberfuß - Fußgelenk - Schienbein - usw..
Auf der nächsten Stufe finden sich die berechneten Kalender der Hochkulturen. Diese lassen sich wiederum aufteilen in:
Alle diese Kalender folgen besonderen Schaltregeln, welche sie mehr oder minder genau mit den astronomischen Gegebenheiten übereinstimmen lassen. Leider nimmt mit der Genauigkeit der Kalender auch die Kompliziertheit der Schaltregeln zu und zwar in aller Regel überproportional. Den Gipfel an Genauigkeit und somit auch an Kompliziertheit bilden die astronomischen Kalender, die sich nach astronomischen Formeln richten, wie z.B. der französische Revolutionskalender und der alte chinesische Kalender.
Schließlich gibt aus auch noch völlig willkürliche Kalender, wie unsere Woche oder der Tzolkin der Mayas deren Zyklen an keinerlei äußere Einflüsse gebunden sind [4].